beach-1904978 - Foto: pixabay.com

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Fotografieren bei hellem Tageslicht garantiert eine gute Bildqualität, schränkt aber gleichzeitig die Kreativität ein. Der Versuch, bekannte Szenen auf frische Art neu zu präsentieren, gehört untrennbar zum Fach dazu. Die Langzeitbelichtung erweitert diesbezüglich spürbar den üblichen Gestaltungsspielraum während der Tageszeit. Verschwommene Abbilder von bewegten Motiven sind besonders für Anfänger auf den ersten Blick ein Ärgernis.

Eine gezielte Übertreibung des zunächst unerwünschten Effekts erlaubt hingegen eine völlig neue Perspektive und verleiht Bildern einen individuellen Charakter. Menschen und andere Objekte verschwinden auf geisterhafte Weise, weichgezeichnete Wolken, aufsteigender Rauch und Lichtquellen hinterlassen surreale Muster und Nebelschwaden durch ihre Bewegung. Belichtungszeiten fallen unter normalen Bedingungen ausschließlich bei extrem wenig Umgebungslicht lange genug für ein solches Vorhaben aus.
Selbst an bewölkten Tagen in der Dämmerung ist es deutlich zu hell. Ein Graufilter – auch Neutraldichtefilter (ND) genannt – reduziert massiv den Lichteinfall in die Kamera und erzeugt so selbst zur Mittagszeit Messwerte wie in einer finsteren Nacht. Zur Kompensation für eine korrekte Aufnahme müssen Fotografen die Belichtungszeit massiv verlängern. Die folgenden Zeilen gewähren einen kleinen Einblick in die Hilfsmittel und korrekte Ausführung der Langzeitbelichtung.

long-exposure - Foto: pixabay.com

[bctt tweet=“Graufilter sorgen für künstlichen Lichtmangel“ username=“drachenglut“]

In erster Linie sorgt die getönte Glasscheibe eines ND-Filters für einen geringeren Lichteinfall, der auch in Blendenstufen gemessen wird. Ein Graufilter mit einer vierfachen Neutraldichte (ND4) verlängert die Verschlusszeit um den Faktor 10000, was ungefähr 13 Blendenstufen entspricht. Eine einzige Stufe halbiert den aktuellen Lichteinfall und verdoppelt somit die notwendige Belichtung.
Mit nur wenigen Blendenschritten lassen sich zwar noch keine extremen Langzeitaufnahmen erzielen, aber die Nutzung von lichtstarken Objektiven mit Offenblende bei sonnigem Wetter wird dadurch bereits möglich. Ist eine äußerst lange Aufnahme mit intensiver Bewegungsunschärfe von belebten Plätzen das Ziel, erfolgt zwangsläufig der Griff zu stärkeren Vorsatzfiltern.
Einbußen in der allgemeinen Abbildungsleistung variieren nach Hersteller und Güte des Filters. Bei manchen Produkten lässt sich eine erhöhte Neigung von Flares in Gegenlichtsituationen ausmachen. Besonders lang andauernde Aufnahmen neigen zusätzlich zu einem Farbstich, der im RAW-Format nachträglich über Bildbearbeitungsprogramme einer Korrektur bedarf.

Beach - Foto: pixabay.com

[bctt tweet=“Welche Ausrüstung ist für lange Belichtungszeiten notwendig?“ username=“drachenglut“]

Die Anforderungen für Langzeitbelichtungen am Tage sind denen der Nachtaufnahme sehr ähnlich. Einzig der Einsatz des ND-Filters unterscheidet beide Szenarien voneinander. Ansonsten bleibt die Verwendung eines stabilen Stativs Grundvoraussetzung. Das vollkommen ruhige Halten einer Kamera über viele Sekunden hinweg ist schlicht unmöglich. Zwar ist Bewegungsunschärfe ein gezieltes Stilmittel der Langzeitbelichtung, Verwackeln per Hand bleibt bis auf wenige Ausnahmefälle meist unerwünscht. Ein Fernauslöser zum Ein- und Ausschalten der Kamera hilft, Erschütterungen durch Bedienung des Auslösers zu vermeiden. Viele Hersteller bieten zu dem Zweck auch Smartphone-Apps an, sofern das Modell eine Fernsteuerung über WLAN oder Bluetooth gestattet.
Belichtungszeit und Schärfe korrekt einstellen

Abhängig vom Kamerasystem und Art des Filters erfordert die richtige Anwendung eine gezielte Analyse der notwendigen Belichtungswerte im Voraus. Viele Kameras unterstützen inzwischen einen vollwertigen Live-View-Modus und präsentieren so bereits das zu erwartende Resultat anhand gewählter Einstellungen in einer Vorschau. Aber auch hier sind Grenzen schnell erreicht. Bei besonders starken Graufilterstufen lässt sich auf dem Bildschirm nichts erkennen. Für eine extrem lange Zeitspanne über mehrere Minuten hinweg gilt der BULB-Modus als beste Wahl, erfordert aber gleichzeitig eine genaue Kalkulation. Korrektes Einschätzen der Belichtungssituation und Fokussierung des Motivs erfolgen dann in der Regel zunächst ohne aufgeschraubten Filter. Nach dem Scharfstellen wird der Autofokus sowie der Stabilisator deaktiviert, um Fehlern bei der Aufnahme vorzubeugen. Die zuvor ermittelte Belichtungszeit lässt sich nun recht genau mit der Stärke des Graufilters umrechnen. Schluckt dieser nach Herstellerangaben etwa zehn Blendenstufen (ND3) an Licht, so verlängert sich ein gemessener Wert von 1/200 Sekunde auf fünf Sekunden. Drei Blendenschritte reduzieren hingegen den Zeitrahmen nur auf etwa 1/25 Sekunde. Entsprechende Apps für Smartphones und Tablets bieten Anfängern Hilfestellung und übernehmen die Berechnung. Wichtig: Bei optischen Suchern an DSLRs ist die Abdeckung des Okulars Pflicht. Andernfalls kann es zu Lichtspiegelungen durch einfallendes Streulicht bei Langzeitaufnahmen kommen.

Langzeitbelichtungen am Tag – eine Zusammenfassung

1. Kamera auf Stativ fixieren und Ausschnitt wählen
2. Fokussieren und Bildstabilisator deaktivieren
3. Belichtungsparameter ablesen und passenden Graufilter ansetzen
4. Spiegelvorauslösung zur Reduktion von Erschütterung bei DSLRs nutzen
5. Das Okular abdecken, um unbeabsichtigte Lichtverfälschungen zu minimieren
6. Über Zeitverzögerung oder Fernauslöser/App auslösen

Nicht immer ist eine manuelle Berechnung der Belichtungszeit nötig. Einige Kameras können durchaus längere Zeiten noch im Live View visualisieren und sogar bei schlechten Lichtbedingungen noch recht zuverlässig scharf stellen. Erst wenn die Vorschaufunktion zu undeutlich ausfällt, muss der Rechenschieber herhalten. Typischerweise betrifft dies exzessive Zeiten, die im BULB-Modus vorkommen. Ein variabler Graufilter erlaubt ähnlich wie beim Verstellen der Blende am Objektiv eine Anpassung in mehreren Schritten. Häufig fehlen aber genaue Indikatoren, die die stufenlose Justierung und Berechnung des notwendigen Belichtungswertes erschweren. Sollte ein ND-Filter die Szene nicht ausreichend abschatten, kann eventuell die Vorwahl einer höheren Blendenzahl in Kombination mit einem erweiterten Low-ISO-Wert an der Kamera die Lücke schließen.

Ein Gastbeitrag von:

Rollei

Rollei

Gastautor

Since 1920 Rollei’s name has stood for high-value photographic cameras and high-quality photo accessories. Today Rollei also offers high-quality action cams and film accessories.

Capture your moment forever, in any situation and at any time, with Rollei Actioncams, photographic equipment and film accessories.

Rollei im Web

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